Was ist eine LEI-Nummer und
warum ist sie wichtig?

Ein Legal Entity Identifier (LEI) – häufig auch LEI-Nummer genannt – ist ein dauerhafter, 20-stelliger alphanumerischer Code, der Regulierungsbehörden, Banken und Geschäftspartnern weltweit eindeutig zeigt, welche juristische Person sich hinter einem Unternehmen verbirgt. Entstanden nach der Finanzkrise 2008, gilt die LEI-Nummer heute als „Reisepass der Finanzmärkte“: eine einzige Kennung, die Handelsmeldungen ermöglicht, Onboarding beschleunigt und globale Transparenz sicherstellt.

Ursprung des LEI-Systems

Der Krisenauslöser

Als Lehman Brothers kollabierte, stellten Regulierer weltweit eine einfache Frage: „Wer ist ausgesetzt – und in welchem Umfang?“
Die Antwort offenbarte ein Flickwerk lokaler Registernummern, die nicht miteinander abgeglichen werden konnten. Eine globale Kennung existierte nicht.

Das G20-Mandat

Auf dem G20-Gipfel 2010 in Seoul beschlossen die Staats- und Regierungschefs, eine weltweite „Visitenkarte“ für jede juristische Person zu schaffen, die auf Finanzmärkten aktiv ist. Der Finanzstabilitätsrat (FSB) verwandelte dieses politische Versprechen in einen technischen Rahmenplan.

Gründung von GLEIF

2014 nahm die Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) ihr Büro in Basel auf und begann, sogenannte Local Operating Units (LOUs) zu akkreditieren. Noch im selben Jahr wurden die ersten LEI-Nummern vergeben; ab 2016 schrieb die ESMA die Verwendung der LEI-Nummer in MiFID II verbindlich fest.

Rasantes Wachstum

Von null auf 2,4 Millionen aktive Codes in nur zehn Jahren: Die LEI-Nummer ist heute fester Bestandteil des Derivate- und Anleihehandels, der Fondsberichterstattung – und zunehmend auch im Trade Finance sowie bei ESG-Offenlegungen.

Origins of the LEI system

Aufbau des 20-stelligen Codes

  • Zeichen 1–4: LOU-Präfix – verrät, welche LOU die LEI-Nummer ausgestellt hat
  • Zeichen 5–18: Entitätsstring – eindeutige alphanumerische Sequenz für eine juristische Person
  • Zeichen 19–20: Prüfziffern – ISO-7064-Prüfsumme, die Tippfehler verhindert

* Die LEI-Nummer selbst ändert sich nie – auch wenn Name oder Adresse angepasst werden. Änderungen werden ausschließlich in den Referenzdaten gespeichert, nicht in der ID.

Wofür wird eine LEI-Nummer genutzt?

Anwendungsfall Konkreter Nutzen
Regulatorische Meldungen Verhindert Ablehnungen durch ARMs, TRs und CCPs
Bank-KYC-Onboarding Verkürzt den Prozess um bis zu 30 %, da Banken GLEIF-Daten automatisch ziehen
Grenzüberschreitende Zahlungen Anti-Fraud-Systeme gleichen LEIs mit Sanktionslisten ab
Lieferkettenprüfung Globale ID erleichtert die Überprüfung internationaler LieferantenD
Audit & Assurance Wirtschaftsprüfer akzeptieren das LEI-Zertifikat anstelle mehrerer Registerauszüge

Schritt für Schritt: Registrieren, Verlängern, Aktualisieren, Übertragen

Vorgang Ablauf Dauer Kosten
Registrieren 2-Minuten-Formular → Handelsregister-Autofill → Validierung Gleicher Tag (Express) €82 + MwSt.
Verlängern Bestätigung der Unternehmensaktivität → Status bleibt „Ausgestellt“ Gleicher Tag €82 + MwSt.
Aktualisieren Namens-/Adress-/Mutteränderung → Nachweis hochladen < 24 h €30 + MwSt.
Übertragen Wechsel zu günstigeren Anbietern, Code bleibt unverändert Gleicher Tag €0

💡 Tipp: Verlängerung bis zu 60 Tage vor Ablauf möglich – das nächste Gültigkeitsdatum verschiebt sich um ein volles Jahr nach vorn.

Sechs Mythen entlarvt

Mythe 1

„Eine LEI ist nur eine Handelsregisternummer.“

Realität:

Handelsregister-IDs sind nur national gültig; die LEI ist global und enthält Hierarchiedaten.

Mythe 2

„Nur Banken brauchen eine LEI.“

Realität:

Auch Fonds, Unternehmen mit Derivaten und Kommunen sind verpflichtet.

Mythe 3

„Verlängerung ist optional.“

Realität:

Ein abgelaufener LEI wird bei GLEIF rot markiert – Geschäfte können blockiert werden.

Mythe 4

„Beim Anbieterwechsel ändert sich der Code.“

Realität:

Der Code bleibt unverändert, nur der Verwaltungsagent wechselt.

Mythe 5

„LEIs legen vertrauliche Daten offen.“

Realität:

Enthalten sind nur öffentliche Firmendaten – keine personenbezogenen Daten.

Mythe 6

„LEI-Gebühren dienen privatem Profit.“

Realität:

Ein Teil fließt als fixe Abgabe an die GLEIF zur Systemfinanzierung.

Die Zukunft der LEI-Nummer

  • vLEI (verifiable LEI): kryptografisch signiertes Zertifikat für Blockchains & digitale Wallets
  • IOSCO: prüft Einsatz im Fondssektor
  • Bundeswirtschaftsministerium: erwägt Nutzung von vLEIs für ESG-Berichte
  • Ausblick: Breite Einführung bis 2027 erwartet

Häufig gestellte Fragen

Nein – nur für meldepflichtige Geschäfte nach BaFin-/FCA-Regeln.

€82 + MwSt. im ersten Jahr; Mehrjahrespläne ab €70/Jahr (inkl. €13 GLEIF-Abgabe).

Status = „Abgelaufen“; MiFID II-, EMIR- und SFTR-Meldungen werden wahrscheinlich abgelehnt.

Registrierungsagenten fordern Belege an; GLEIF führt jährliche Qualitätsprüfungen durch.

In der Regel nein – nur, wenn er in einer juristischen Form (z. B. GmbH, LLP) tätig ist.

Dennis Huber

Unternehmer | Business Leader | Spezialist für Tech & Finance